09, Grand Canyon NP, Arizona

Am 4. Oktober 2023 fahren wir nach Süden zum Grand Canyon. Die Fahrt ist unauffällig, einmal tanken in Cameron, damit sind auch die letzten SHELL-Gutscheine erledigt. Wir kommen am Nachmittag von Osten am GC an, zeigen am Rangerkontollpunkt den früher „Golden Eagle Pass“ genannten Nationnalpark-Pass vor und haben freie Fahrt. Wir checken die Orte ab, die wir am nächsten Morgen brauchen. Das sind einmal der Ausgangspunkt für die Wanderung nach unten, der sog. Trailhead. In diesem Fall der des South Kaibab Trailhead. Dieser Trailhead wird vom orangen Bus vom Visitor Center direkt angefahren, die Fahrt dauert 9′.

Dann schauen wir uns das Visitor Center an. Als wir hinkommen um 3 Uhr, machen die gerade die Tür zu. „Aufgrund Personalmangels müssen wir leider schliessen.“

Kenn ich irgendwoher. Jedenfalls identifizieren wir den Parkplatz und die Bushaltestelle des orangen und des blauen Busses. Der blaue soll uns morgen vom Trailhead des Bright Angel Trails hoffentlich zurück zum Auto bringen. Eine Karte von der Strecke haben wir deswegen aber keine. Kleiner Exkurs: Am folgenden Tag waren wir wieder dort. Der Ranger ( ein Mädel, kaum 25 Jahre alt) bedient uns. Ich stelle die Frage, ob ich so eine Karte bekommen kann, wie sie auf dem Tisch liegt, laminiert. Haben wir nicht, war die Antwort, die müsste ich abfotografieren. Ich wolle sie aber als Andenken, wir waren gestern am Wasser, und hatten infolge des geschlossenen Centers keine Karte bekommen. sie mustert uns von Kopf bis Fuß und fragt, „und zurück?“ Ich antworte „ja klar“. Sie antwortet wieder: „wir empfehlen das nicht“. Auf meine Frage, ob sie ernsthaft glaubt, durch das Nichtausteilen der Karte einige Wanderer vom „runter und hoch am selben Tag“ abbringen zu können gab es keine Antwort. Dann frage ich off Topic, dass ich gehört habe, es drohe ein government shutdown, ob das auch die Arbeit der Ranger und des Centers betreffen werden. Dazu könne/dürfe sie nichts sagen. Danke und Tschüß.

Dann fahren wir zur Unterkunft, die Fahrt dauert 15 Minuten. Also müssen wir, wenn um 0500 der erste Bus geht, um 0400 aufstehen. Wir bereiten noch akribischer als sonst die Rucksäcke und die Klamotten vor. 4 Flaschen Getränke für jeden, Marschverpflegung bestehend aus Karotten, Süßkartoffelsticks (lecker) und Äpfeln, alles schon geschält und fertig geschnitten in Tupper. Dazu noch eine Dose gesalzene Nüsse und gekaufte Riegel noch aus dem Trader Joe’s, mit Erdnussbuttergeschmack. Auch klasse. Und für jeden das Frühstück, bestehend aus Banane, Haferflocken, Nussmischung, 150g Karotte in Stücken, 200g Joghurt und eine Mandarine. Der Plan ist, das Frühstück mit in den Canyon zu nehmen, wenn die Zeitplanung hinhaut, sind wir um 0930 unten am Fluss und können dort frühstücken.

Dann ist Schlafenszeit. Ich bin aufgeregt, werde nur einmal wach, noch vor 12. Dann klingelt der Wecker. Anziehen, Sachen aus dem Kühlschrank in den Rucksack, los gehts mit den Thermosbehältern zum Kaffee- und Heißwasserautomat an der Rezeption. Als wir einsteigen sind auch drei spanisch sprechende Wanderer mit Kopflampe dabei, einzusteigen. Wir haben den gleichen Weg. Sie wollen rim2rim machen, also von Canyonrand Süd, über die Ranch zum nördlichen Canyonrand. 33km und 1500hm. Wir sind um 0440 am Parkplatz, stehen dort fast auf der Pole. Wir trinken den Kaffee und den Tee, dann steigen wir um 0455 aus, schliessen den Wagen ab und gehen zum Busstop. Dort gibt es wie überall in USA solche Absperrgitter oder -bänder für die Menschen um die Disziplin zu trainieren. An dieser Stelle, ganz vorn, steht ein Amerikaner, Bill, Rentner aus Oregon. Ich beginne das Gespräch mit der Frage, wo es hingeht. Auch rim2rim. Seine Frau liegt auf der Holzbank im Busstop und macht Dehnungsübungen. Ich lerne von ihm: Wir haben schon Oktober, da ist es wegen des knappen Tagslichts wichtig, früh aufzubrechen, deswegen die Lampen. Das rim2rim-vorhaben geht nur, wenn man zuerst in den Bus einsteigt, sich an den hinteren Ausgang sitzt, damit man auch zuerst wieder aussteigen kann. Dann muss man wissen, wo der Bus hält und wo die Toiletten sind (haben wir gestern gecheckt). Dieser Gang sei ganz wichtig, damit das solid human waste noch entsorgt wird, bevor man losläuft. Wenn dann erstmal 8 Leute vor der Toilette stehen, verzögert sich das ja sonst auch um eine halbe Stunde. Unser Plan war so ähnlich, aber halt noch nicht so ausgeschärft. Wir machen es ihm nach. Der erste Bus um 0500 kommt nicht, vermutlich haben die vom RTV im Rheingau-Taunus-Kreis gelernt, da ist es oft genauso. Wir quatschen uns bei minus 2 Grad Celsius warm und steigen dann in den 0530 Bus ein.

Der ist dafür proppenvoll. Dem ersten läuft schonmal eine Flasche Wasser aus, gut dass es kein Bier ist, das hab ich schonmal erlebt. 9 Minuten später steigen wir aus, direkt nach rechts, Bill und ich sind die ersten. Danach habe ich ihn auch nicht mehr wiedergesehen.

Dann geht die Wanderung los, Taschenlampe brauchen wir fast nicht mehr. Nachts ist es am Grand Canyon besonders dunkel, da es wenig Lichtverschmutzung gibt, also wenn wir um 0500 gefahren wären, haette das anders ausgesehen. Die Aufregung legt sich, wir sind im Wandermodus. Das Gefühl, endlich loslaufen zu dürfen, kenn ich noch aus den Wettkampfzeiten. Hier ist es genauso. Die Leute sind ALLE in BESTER Stimmung. Eine Stirnlampenkarawane läuft nach unten, dem Colorado entgegen. Wir passieren die Fixpunkte auf dem Weg nach unten, den OohAah-Point nach einem km, die Cedar Ridge nach 2,3km. Wasser gibt es keines, aber abwärts trinkt man auch nicht so viel. Wir haben einen Liter pro Person getrunken. Es wurde nach dem Sonnenaufgang schlagartig wärmer, so dass wir lagenweise die Sachen ausgezogen haben.

Grand Canyon bei den ersten Sonnenstrahlen

Kurze Zeit später sehen wir zum ersten Mal den Fluss von der Wanderung aus:

Unser Plan geht auf, wir sind um 0930 am Tunnel vor der schwarzen Brücke.

Der Webmaster in seinem neuen weißen Wanderhemd auf dem südlichen Brückenende.

Überqueren die Brücke, gehen dann nach Westen und suchen uns ein Plätzchen zum frühstücken. Wir treffen dort auf vier Wanderer aus Montana, vom Glacier Point. Der Frühstücksort ist auch schattig. Alles wunderbar.

Nach dem Frühstück und der damit verbundenen ca. einstündigen Pause füllen wir die Wasserflaschen und marschieren zur zweiten Brücke am Fluß, der des Bright Angel Trails.

Zur Phantom Ranch laufen wir nicht, das wären nochmal 2 weiter Kilometer. Kaufen wollen und brauchen wir nix, und Wasser gibt es hier auch.

Die zweite Brücke ist schnell gefunden

Wir laufen nun flußabwärts und finden dann eine flache Stelle, die bereits von einigen Wanderern zum Baden genutzt wird: Der Pipe Creek Beach. Die Strömung dort ist allerdings heftig. Wer da erfasst wird ist weg.

Das schattige Plätzchen

Der Webmaster beim Füße abkühlen

Danach geht es weiter. Nach dem Start in den Canyon drehe ich mich noch einmal um, dort steht der Name des Strandes:

Dann kommt uns eine Maultierkarawane entgegen. Die haben Vorfahrt. Fünf oder sechs Tiere mit einen Wrangler vorneweg. Die letzte Reiterin schien auch vom Reisebüro zu sein. Reiten kommt für mich nicht infrage. Den Beinen weiß ich was ich zumuten kann. Dem Arm nicht und ich meine nicht den Arm.

Dann gehts aufwärts. Intuitiv berücksichtigen wir die Regeln die bei einem T-Shirtkauf mit dabei waren:

Die Wasser- und Elektrolytvorräte schwinden relativ schnell, wir kommen aber auch gut voran. Wir tanken am Bright Angel Campground voll und rechnen mit 1730 als Ankunftszeit.

Kurz vor dem Erreichen des Rim ist auch der Sonnenuntergang nicht mehr weit. Das Licht reicht aber bis nach oben.

Tatsächlich wird es dann 1815 als wir vor dem Trailschild stehen. Müde setzen wir uns in den blauen Bus, fahren zum Parking und dann ins Hotel.

die Tour sah letztendlich so aus:

Wer sie haben möchte, bitteschön

damit geht die Zeit der Wanderungen in den Nationalparks zu Ende. Schön wars:

die 80 Dollar für den Pass waren gut investiert.

am Tag nach dem Marsch war ich dann nochmal klettern. Das Rim muss doch auch zu bezwingen sein. Ich habs dann auch geschafft:

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