Lodz mit Forum Unna

Zum zweiten Mal also Bildungsurlaub mit Forum Unna, dieses Mal in Lodz. Wir sind rechtzeitig angereist,mit Zwischenstation in Boleslawiec. Das Hotel in Lodz ist super, hat vier Sterne wirklich verdient. 18 Uhr geht es los, die Leiterin Anna kommt Sonntag Abend kurz nach 6 Uhr ins Hotel, ein paar Teilnehmer habe ich zu dieser Zeit in der Lobby bereits identifiziert. Ein Paar aus Bad Oldesloe, eines aus Duisburg, eines vom Weserstrand, eines aus dem Taunus, ein Mann aus Stuttgart und eine Frau aus Hamburg. Mehr kommen nicht. Es sieht fast so aus, als ob wir knapp die Mindesteilnehmerzahl erreicht haben. Wir machen Begrüßungsrunde im Hotel, dann gibt es Abendessen. Ende Tag 1.

Am Montag geht es mit den Frühstück los. Da wird einiges geboten im Vienna House Andels in Lodz. Das macht wirklich Laune. Beim Frühstück treffen wir die anderen Teilnehmer alle am Buffet. Es ist alles stressfrei, das ist auch gut so. Um 9 treffen wir uns in der Lobby, die Frau aus Hamburg ist aber leider krank, so dass wir nur mit insgesamt 9 Leuten in die Piotrkowska Straße aufbrechen. Ania zeigt uns die Straße und die Höfe und die Besonderheiten. das Geburtshaus von Daniel Libeskind beispielsweise oder das  Nach dem Spaziergang sind wir zurück ins Hotel, machten dann eine Rundfahrt mit den Bus, zur Fabrik vom Scheibler. Dann ging es zum Mittagessen in das Restaurant „tschechischer Film„. Dann fuhren wir ins Dialog-Zentrum und mit dem Bus ins Hotel zurück. Abends hatten wir noch nicht genug und sind zu Fuß nochmal die Piotrkowska abgelaufen, bis zum Einhornstall, also dem Zentralbahnhof des Lodzer Straßenbahn- und Omnisbusverkehrs. Ende Tag 2.

Am Dienstag nach dem Frühstück trafen wir uns wieder in der Lobby, um 0930. Alles waren dieses Mal dabei. Dann liefen wir über den Park des Herings zum Getto Litzmannstadt. Zum Mittagessen im Galicja fehlte dann erneut die Frau aus Hamburg. Ich hörte, es sei ihr zu wenig Holocaust. Naja, das würde ich nicht so sehen, da verging ja keine Minute, ohne Erinnerung an die Zeit zwischen 39 und 45. Nachmittags sind wir dann in das Stadtmuseum Lodz gegangen, früher die Residenz von Israel Poznanski. Mit der Besichtigung dieses Hauses endete Tag 3. Abends machten nur wir beiden einen Ausflug in die Manufaktura, also in den sklep.

Am Mittwoch waren wir nur noch 9. Die Teilnehmerin aus Hamburg wollte nicht mehr mitmachen. Wir haben direkt mit dem größeren Bus eine Rundreise um das Getto Litzmannstadt gemacht, zum Bahnof Radegast. Danach besichtigten wir die Gedenksstätte des Kinderlager für polnische Kinder zwischen 4 und 16 Jahren. Mittagsessen gabs im Restaurant „Gelüste und Sehnsüchte“ in der ulica Hacerska. Dann fuhren wir zum jüdischen Friedhof mit dem zweiten Palast, also der Grabstätte von Poznanski. Die Mauer des jüdischen Friedhofs begrenzt die Hacerska nach Norden, den Bus hätten wir da fast nicht mehr gebraucht.  Ende Tag 4. Also fast, Anna und ich waren abends noch in der Sauna, im Hotel. Das war nicht schlecht. Eins hab ich noch zum Hotel: Das Logo des Hotels ist ein weisses V im roten Kreis. Das sieht auf Anhieb aus, wie das Symbol von Tierärzten in Deutschland. Dr. vet.

Am Donnerstag sind wir mit dem ÖPNV zur germanistischen Fakultät gefahren und durften dort auch Fragen stellen. Ich fragte zum  Beispiel ob sie Veränderung im wissenschaftlichen Forschen seit 2015 bemerkten, also seit PIS an der Regierung ist, das wurde eindeutig bejaht. Das (wissenschaftliche Arbeiten) wurde seitdem schlechter. Und ich wollte wissen, warum man die Schilder an den Gedenkstellen zwar in vier Sprachen, aber nicht in deutsch macht. Ja, und die Antwort war mir auch schon fast klar. Das ist immer noch ein Zeichen der Mißgunst gegenüber den „Besatzern“ von damals. Ich fände es schon gut, wenn die Beschreibung auch in deutsch wäre, so kann man in den Gedenkstätten nur die deutschen Tafel der Waffen-SS lesen. Das Mittagessen gab es im Restaurant „Imber“ im Hinterhof der Piotrkowska 43, also noch relativ weit im Norden, ein jüdisches Restaurant. Nachmittags waren wir noch im Bahnhof Lodz Fabryczna (ein Bahnhof von der Größe des Berliner Hauptbahnhofes, aber menschenleer) und in der Wodka-Fabrik Monopolis. Nach einen gemeinsamen Kaffee klang der Tag aus. Ende Tag 5. Mit der Strab sind wir zurückgefahren. Abends gingen wir nochmal in die Sauna, trafen dort auf die Frau aus Hamburg. Wir dachten erst, sie sei abgereist.

Am letzten Tag trafen wir uns nach dem Frühstück mit einer Vertreterin der lgbtQ-Gruppe aus Lodz und mit zwei Vertetern der Bewegung „rettet die Demokratie“. lgtby ist jetzt nicht unbedingt mein Thema, aber dass die Menschen gerade in Polen Probleme haben bekommt man sogar in der deutschen Tagesschau mit. Die PIS hasst diese Gruppe. Wir unterhielten uns mehrere Stunden sehr angeregt und dann war schon Zeugnisvergabe. Alle erhielten ihre Teilnahmebescheinigung. Wir verabschiedeten und herzlich bei den anderen und traten den Heimweg an. aber nach Lodz kommen wir wieder, das war echt gut. Die Angebote mit Forum Unna sind nach wie vor sehr zu empfehlen Anna Jozwiak ist wie schon letztes Jahr Julita Rarek sehr kompetent.

Bilder kommen noch

babie lato in Warschau

Zum Abschluss des Jahresurlaubes waren wir mit der Lufthansa 4 Tage in Warschau. Flug, Unterbringung und Verpflegung waren problemlos, zumindest bis zum Abend vor dem Rückflug. Das wird sich dann erst morgen zeigen. Das Wetter spielte ganz gut mit. Es gab babie lato (wörtlich poln. für Altweibersommer) die ganze Zeit, nur am letzten, heutigen, Abend regnete es etwas. Aber das Wasser geht ja bekanntlich nur bis zur Haut. Am Ankunftstag bin ich erstmal zum Friseur in der Okopowa 23 gegangen, dann direkt daneben in den Flaggenladen Flagi, ebenfalls Okopowa 25, Wir haben die Schwiegermutter besucht, Geburtstagskarten nach Hause geschickt, waren in Parks und Shopping-Centern unterwegs. Leider hat das folk gospoda geschlossen. Einige Beiträge früher habe ich es noch über den grünen Klee gelobt. Leider schreiben die Knaller auf ihrer Webseite nichts davon. Da frage ich mich allen ernstes, wozu die einen Webseite betreiben, wenn das nicht dort steht. Am Restaurant selbst gibt es nur einen Hiweis auf das „rote Schwein“ so man hingehen soll. Aber das taten wir dieses Mal nicht. Wir waren im indian lounge in der Wolska 38, alles wunderbar und kann man weiterempfehlen.

Donnerstag waren wir zu Mittag im U Lotnikow, wo eine Bekannte von uns kocht. Das Lokal ist in der Zygmunta Krasinskiego 56. Es war anfangs etwas laut dort, der Fernseher lief und auf der anderen Seite die Lüftung, aber das Essen hat geschmeckt.

Heute dann endlich der Besuch in der schon von Steffen Möller empfohlenen pracownia cukiernica (Bäckerei)  https://zagozdzinski.pl/. Hier soll es demnach die besten Berliner (paczki) der Stadt geben. Das würden wir auch so bestätigen. Die sind wirklich klasse. Die Öffnungszeiten beschreiben die Betreiber selbst so: Wir verkaufen täglich Berliner ab 9 Uhr morgens und zwar solange, bis sie alle sind. Ende der Durchsage. Klasse. Zusatz für die Einwohner Berlins: Unter Berliner verstehen wir das, was man bei Euch als Pfannkuchen bezeichnet. Ende Zusatz.

Und ebenfalls von Steffek empfohlen die Milchbar Gdanski in der Gen. W. Andersa 33. Je nach Tageszeit steht man in einer kleinen Schlange aber Suppe kann man sofort mitnehmen und der Hauptgang ist fertig, wenn die Farbe auf dem Display von rot auf blau wechselt. Dann hat man die Suppe auch bereits aufgegessen. Dafür ist man auch mit ca. 50 PLN bei einem Mittagessen für zwei Personen durch.  Wenn man dann noch draussen sitzen kann ist der Nachmittag echt perfekt.

Das nennt sich Nalesniki serem (dünne mit weißem, etwas gesüßten Quark gefüllte Pfannkuchen) und gibts dort mit etwas geschlagener Sahne und Himbeersauce. Da macht das Intervallfasten mal ein Fastenintervall.

Zum Abschluss waren wir dann noch im Vortex-Tunnel, der Hauptattraktion des Illusionsmuseums am rynek. Da weiß man tatsächlich nicht mehr, ob man steht oder sich dreht.

Nachtrag zur Rückreise: Auf den Rückflug mit LH, der genau 1:20h dauerte, folgte eine Odyssee mit dem ÖPNV. Ein Stellwerk war kaputt. Anstatt es zu reparieren sendete man Durchsagen und entschuldigte sich pausenlos. Nach einer halben Stunde des Wartens fuhr die Tram eine Station nach Kelkheim, dann noch zwei nach Rüsselheim. Umsteigen in den Bus, Fahrt nach Mainz zum Hbf. Dort sollte die Fahrt mit der Tram weitergehen, Fehlanzeige. Ein weiterer Bus fuhr zum Hbf nach Wiesbaden, dann ein weiterer bis zur Schiersteiner Straße. Den Rest na piechote. Über drei Stunden für 30km, das schaff ich auch mit einem Klapprad von 1975.